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Och ne! Da kann ich echt sauer werden

Polly Teil 2

Okay, dann leg ich mal los. Einiges habt Ihr ja schon über mich erfahren. Aber habt Ihr eigentlich eine Vorstellung, wie wir hier im Tierheim leben?

Auch wir Tiere haben unseren Buschfunk und der funkt erheblich. Einige der sogenannten News aus dem Äther sind blanker Unsinn. Ich erzähl euch mal, wie es wirklich ist.

Klar ist ein Tierheim kein Superduperklassewohlfühlparadies, aber wißt wie unser Leben vorher aussah? Mein Kumpel Karl-Heinz zum Beispiel, lebte in einer Miniwohnung mit zig Katzen und Kinder zusammen. Als er ein Welpe war, war das für alle toll. Aber dann wuchs Karl-Heinz zu einem echten Kangal mit Job-Deprivation heran und dann war Schluss mit Lustig.

Ich will mich nicht beschweren. Hier habe ich es echt gut. Regelmäßiges Futter, sauberes Umfeld, kostenlose ärtzliche Betreuung, schicke Garderobe für alle Anlässe und regelmäßigen sportlichen Auslauf. Und mit Elke, Justin, Luke, Laura und Lea sind tolle Pfleger um mich herum, die sich wirklich um mich sorgen. Von den Buschfunkern habe ich ehrlich gesagt noch keinen hier in meinem Umfeld gesehen oder auch nur gerochen. Nun, ich will mich ja nicht aufregen, aber die gehen mir mit Ihrem “ die armen Tiere“ Gehabe langsam auf den Trichter. Sogar die Katzen nervt das (aber die sind sowieso speziell).

Heute ist ein sch… Wetter. Passt zu meiner Stimmung. Mal warten, wann ein Walker auftaucht und etwas Sonnenschein mitbringt. Die Jungs und Mädels sind echt Spitze. Hier seht ihr meinen Spezie Buddy. Der hat auch die Schnauze voll von dem ganzen Geplapper. Im Grunde ist der auch gut drauf, aber hier hat er wohl seinen Blues.

Es gibt Wetter und echt mieses Wetter

Ich hab’s ja eh mit den Zweibeinern. Die machen richtig Laune (na gut, nicht alle). Wenn wir so unterwegs sind, dann hab ich schnell raus, welche Hand an der Leine ist. Lustig wird es mit den „Nachgebern“. Ich zieh hier hin und dann dahin und sie geben nach. Das macht echt Spaß und wenn mir dann noch so ein kleines Beutetier übern Weg läuft, Jucheee! Dann werden die Nachgeber zu Nachläufer. Wäre da nicht Anja, meine Trainerin (eine echte Spassbremse) könnte ich das den ganzen Tag machen. Anja hat mich im Griff. So was gibt’s halt im Tierheim. Von wegen „arme Tiere“! Ich fühl mich nicht arm! Ganz im Gegenteil. Hier wird mit mir gearbeitet, hier bin ich im Mittelpunkt und hier bin ich gerne und hier bin ich nicht alleine. Klar könnte das Tierheim moderner sein, aber mal im Ernst. Was ist schon ein moderner Bau wert, wenn darin nicht warme, liebevolle Herzen schlagen? Uns fehlt es hier an nichts. Trotzdem wünsche ich mir eine neue Familie. Irgendwie ein Mix aus Elke, Justin, Luke, Laura, Lea und Anja und gerne in auch in einer modernen Umgebung (toll wäre es mit Garten). Die warmen Herzen wären dann ja schon da!

Ich bin Polly, ein Staff und damit hab ich mein Stigma weg. Ich wünsche mir eine Familie und ich wünsche mir, dass Menschen nicht vorschnell über mich urteilen, nur weil ich kein Jedermann-Hund bin. Ich wünsche mir erfahrene Hände, keine Nachgeber und Nachläufer, sondern Vorausgeher und Wegzeiger. Ich wünsche mir eine Anja, weil sie mir Grenzen aufzeigt, Justin, weil ich ihm wichtig bin. Elke, weil ich sie sich um mich kümmert, Luke, weil er ein Wegweiser ist, Laura, weil sie so warmherzig ist und Lea, weil sie mich immer so liebevoll ansieht und nicht das Tier, sondern den Freund in mir sieht.

Ich bin Polly, ein Staff und bin hier im Tierheim Trier, weil es sich so richtig für mich anfühlt.