Unser Monatstier Teil 1
Ich bin Jacky oder Jack für meine besten Freunde. Ihr habt mich vielleicht schon mal im Tierheim getroffen. Wenn nicht, dann habt Ihr etwas verpaßt. Aber der Reihe nach.
Ich bin nicht freiwillig hier. Wenn ich es mir aussuchen könnte, wäre ich jetzt bei einer lieben Familie und würde mich abends vor dem Kamin räkeln. Gut, vielleicht hätte ich auch das Sofa eingenommen, aber räkeln stimmt auf alle Fälle. Aber aussuchen konnte ich es mir nicht. Mein vorhergehender Besitzer hat mich einfach angebunden, ist abgehauen und hat mich vergessen. Für sieben Jahre war ich gut und dann war er meiner überdrüssig.
Als ich im Tierheim ankam, hatte ich mir einen richtigen Speckgürtel angefressen. Ein Zeichen, dass ich zu wenig Sport getrieben habe oder viel Frust hatte. Das hat sich aber geändert, seit dem ich hier bin, hab ich schon einige Kilos verloren. Die Mädels haben mir schon klar zu verstehen gegeben, dass sie ein solchen kompakten Kerl nicht sexy finden. Das war für mich Motivation genug und der Rest war leichtes Training und harte Diät.
Damit ihr auch seht, wer ich bin hier ein Foto von mir.

Aber genug von den unglücklichen Tagen. Heute bin ich gut drauf. Hier im Tierheim bin ich erstmal sicher. Für Spaß und Abwechslung ist auch gesorgt. Da gibt es Menschen die mit mir die Gegend erkunden. Klasse Sache, das mit den Walkern (so werden sie genannt). Also das geht so: Maulkorb drauf, Geschirr an, Leine fest und raus. Dann geht mit meinem Menschen ab durch die Natur.
Klar bin ich ungestüm dynamisch. Mit meinen 7,5 Jahren steh ich ja voll im Saft und Power hab ich ohne Ende. Im Gegensatz zu dem anderen Ende der Leine. Wenn da nicht eine(r) dranhängt, der klare Worte und eine deutliche Ansage hat, dann wird das sowas von spaßig sag ich euch, echt spaßig (für mich!).
Was ich ja so gar nicht mag sind unsympathische Hunde und ihr glaubt nicht, wieviele es davon gibt. Da kann ich echt biestig werden, aber so richtig! Wenn mir da einer quer kommt, dann, mein liebes Lottchen, zeig ich dem mal wo der Hammer hängt. Der kann sich danach ne Krücke holen.
Aber es gibt auch tolle Momente. Momente voller Spannung und Freude.
Bei einer meiner letzten Runden mit meinem angehängten Menschen ging es Richtung Zewen. In der Einmündung zur Hauptstrasse, ihr wißt schon wo, gegenüber der Bushaltestelle, war es dann soweit. Apropos Bushaltestelle. Die ist zwar nur 1 km vom Tierheim entfernt, aber bei Regen und Kälte oder sommerlichen 40° sind das schon ungemütliche 1000m. Zudem geht es in der einen Richtung nur bergauf, da kommt man schon aus der Puste, wenn man etwas älter ist oder antrainiert. Aber ich muss ja auch nicht Bus fahren, vor allem am Wochenende ist es ruhig an der Haltestelle, da kommt der erste Bus erst so gegen 9:00. Nix für die arbeitenden Menschen im Tierheim und schon gar nix für mich. Für mich ist die Haltestelle dennoch super. Vor allem der Pfahl: Beste Markierungsstange in der Gegend, tja, wat muss, dat muss…
Aber zurück zum Thema. Also es war soweit. Da war sie! Eine Wucht von rotbraunem Haar, schlanke Figur und die Hinterbeine – mann o mann – eine wahre Herausforderung auf vier Pfoten. Ich also nix wie hin. Die zwei Leinenhalter waren nicht so erfreut darüber. Ich aber setzte meine besten Anmachsprüche ein. Sowas wie: Hallo Kleines, willst mal nen echten Kerl sehen? Ihr wißt schon Sprüche, auf die Mädels stehen. Nix abgedroschenes, nur wuchtige Jacky-Sprüche. Warum sie mich dann aber eiskalt hat stehen lassen, versteh ich nicht. Aber egal, neues Spiel, neues Glück. Andere Halter habe auch hübsche Mädels.
Mein Walker meinte dann ich wäre unhöflich und aufdringlich gewesen. ICH? Ich glaub es piept, als ob ich pöbelnd an der Leine zerre und Erziehung bräuchte. Ich bin halt ein echter Typ, ein Draufgänger und – mal ehrlich – darauf stehen doch die Mädels! Und ich lieb sie, diese Verführungen auf vier Pfoten, ich lieb sie ALLE!
Aber für heute sollte es mal genug der Schwärmerei sein. Schließlich muss ich noch zur Bushaltestelle, ihr wißt schon: Der Pfahl.
Bis bald.
Euer Jacky