Installation mit zwei Stühlen eines unbekannten Künstlers (?)

Die Zufuhr zum Tierheim Zewen ziert seit wenigen Tagen eine Installation eines unbekannten Künstlers. Perfekt reiht sie sich in die naturbelassene Umgebung ein. Man muss schon zweimal hinschauen, um die filigranen Gebilde zu erkennen. Zwei Stühle auf Ihre Stahlrahmen reduziert stehen über einen abgestorbenen Ast und flankieren einen mit Hundekotbeuteln und Bierdosen gefüllten Abfallkorb. Die Stühle, ihrer Aufgabe beraubt, sind auf das Wesentliche reduzierte, skelettierte Stahlrahmen ihres Seins. Stehen diese für den Anfang oder das Ende eines erfüllten Seins als Sitzgelegenheit? Sind sie Synonym für den ewigen Kampf von Eros und Tananthos, von Genesis und Existus? Ihrer Semantik beraubt stellt sich dem Betrachter die Frage: Sind es überhaupt noch Stühle? Und wofür steht der Müllkorb in der Mitte? Ist er ein Mahnmal für den Zivilisationsmüll und des unreflektierten Konsums? Mahnt er uns nicht zugleich bewußter mit der Umwelt umzugehen? Oder ist er das Sinnbild für die Vergänglichkeit des Seins? Dafür würde auch der abgestobene Ast sein Zeichen setzen. Schon von Pilzen halb zersetzt soll er uns an unsere eigene Vergänglichkeit erinnern, dass auch wir wieder zu Erde werden. Aus dem Kreislauf des Werdens und Vergehens herausgetreten, am Ende doch wieder zurückgeführt zu werden?
Vielleicht wollte der Künstler aber auch einen direkten Bezug zum Tierheim herstellen. Dafür würde der gewählte Ort sprechen. Womöglich steht die Installation als Sinnbild für die Situation des Tierheims. Stehen die Stühle vielleicht für die verlassenen Sitze der Honoratioren der Gemeinden deren Aufgabe das Tierheim wahrnimmt? Stehen diese heruntergekommenen Sitzgelegenheiten sinnbildlich für das Desinteresse der Verantwortlichen für Ihre Verantwortung? Und weist der Müllkorb womöglich auf das Tierheim selbst hin? Die Aufgabe eines Müllkorbes ist den Abfall und den Müll aufzunehmen. Einmal aufgenommen kann der „Entsorger“ guten Gewissens seinen Unrat vergessen. Für diesen wird ja nun gesorgt. Stehen die Kotbeutel womöglich für die Fundtiere aus den Gemeinden und das Tierheim für den Abfallkorb? Wen sieht der Künstler dann als „Entsorger“? Wird er uns sein Geheimnis in einem weiteren Kunstwerk offenbaren? Wir dürfen gespannt sein.
Bliebe noch der Ast in seinem Dasein. Ein Ast zwischen den Beinen von Stühlen mag ein deutlicher Hinweis auf ein altes Sprichwort sein: Jemanden Knüppel zwischen die Beine werfen. Wäre es die Absicht des Künstlers, die Stühle als Stellvertreter der Vorstände des Tierheims zu sehen, so wäre dies quasi eine Karikatur der Versuche einer kleinen, unbedeutenden Gruppe „Zurückorientierter“ den Vorständen, Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Betrachtet man den „Knüppel“ genauer, so sieht man, dass dieser morsch, faul und nahezu zerfallen ist. Ein solcher Knüppel steht sinnbildlich für vergebliche, ungeschickte Versuche, die Vorstände zum Fall zu bringen.
Aber, vielleicht ist es doch nur Müll!